Tatort Kulturlandschaft: Kirchturmdenken in Flintbek
Kulturerben | Culture Heirs e.V.Tatort Kulturlandschaft: Kirchturmdenken in FlintbekEin Projekt der Kulturellen Bildung mit der Klasse 6b der Schule am Eiderwald, Flintbek, gefördert durch das Programm "Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen" aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der WIDER SENSE TraFo gGmbH und des Ministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung des Landes Schleswig-Holstein und Kultur | Schule trifft Kultur.
Kulturerben | Culture Heirs e.V.Tatort Kulturlandschaft: Kirchturmdenken in FlintbekMiteinander: Forschen. Verstehen. Gestalten
Die folgende Fotodokumentation gibt Einblick in einen kreativen Austausch mit dem kulturellen Erbe unter Anleitung der Kulturvermittler:innen Inga Momsen | Installationskunst, Tilman Köneke | Fotografie, und Barbara von Campe | Kulturerbe- und Baukulturprojekte.
Wahrnehmen: Perzeptbildung
1. Tag: Wahrnehmen mit allen SinnenWas brauchen Forscher:innen?
Sie sind sozusagen gierig nach neuen Erkenntnissen.
2. Forscher:innen benötigen geschärfte Sinne, denn sie beobachten, beschreiben und dokumentieren ihren Forschungsgegenstand sehr genau. Am besten nutzen sie alle Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken.
3. Forscher:innen benötigen Methodenkenntnisse, um ihren Forschungsgegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und die Ergebnisse im Vergleich überprüfen zu können.
4. Forscher:innen benötigen eine gute Ausstattung, z.B. ein Forscherheft, einen Stift, eine Lupe, eine Taschenlampe, einen Zollstock und im besten Fall ein Aufnahmegerät für Fotos, Videos und Audios.
Tag 1: Wahrnehmen mit allen SinnenAm Anfang etwas OrientierungKartenarbeit: Flintbek im Laufe der Zeit
Flintbek gehört zu den ältesten Kirchengemeinden im Lande und ist deshalb nicht nur kirchengeschichtlich, sondern auch kulturgeschichtlich von Interesse. Viele Generationen haben hier Spuren hinterlassen. Wer durch die historische Kulturlandschaft Flintbeks wandert, kann an diesem Ort gleichsam „Geschichte atmen“. Die alten Höfe sind verschwunden, aber einige Straßennamen verweisen noch auf die Besitzer (Schlotfeldsberg, Butenschönsredder, usw.). Das älteste Gebäude im Dorf ist die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche. Hier gehen wir auf Spuren- und Geschichtensuche. Die Reise in die Vergangenheit wird zu einer Reise in ferne Welten.
Können wir uns vorstellen, wie Flintbek vor rund 120 Jahren aussah? Als hier nur 497 Menschen lebten? Wie mag es vor 800 Jahren ausgesehen haben, als die Kirche erstmals urkundlich erwähnt wurde? Auf der Karte von 1766 könnt Ihr sehen, dass Flintbek nur aus der Dorfstraße und 12 großen Höfen bestand.
1. Tag: Wahrnehmen mit allen SinnenMiteinander. Ankommen.Gastfreundschaft und Achtsamkeit
An diesem ersten Tag begannen wir unsere Forschung mit einer Achtsamkeitsübung. Unsere eigenen "Antennen" sollten ausgefahren und sensibilisiert werden. Unsere Wahrnehmung sollte als Vorbereitung auf die Ästhetische Forschung auf das Hier-und-Jetzt fokussiert werden. "Schließe Deine Augen! Höre fünf unterschiedliche Geräusche!"
1. Tag: Wahrnehmen mit allen SinnenÄsthetische Forschung
Geschichte einzuatmen, bedeutet Kulturerbe und Baukultur aktiv mit allen Sinnen wahrzunehmen, Eindrücke zu sammeln und zu reflektieren: Die Kirche zu Flintbek wurde von uns errochen, erfühlt, erkannt und erlebt, skizziert, notiert und in kleinen Kunstwerken festgehalten. Dabei haben wir Farben und Formen, Materialien, Gerüche und Klänge entdeckt, die für das Kirchengebäude bezeichnend sind und es charakterisieren.
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Die TafelrundeMiteinander. Teilen.Mahlzeiten, Gespräche und Reflexionen
Rituale, Zeichen und Symbole sollen Orientierung und Halt geben. Sie lesen und zuordnen zu können, hilft Zusammenhänge in Kulturen zu erkennen.
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1. Tag: Wahrnehmen mit allen SinnenKünstlerische Forschung
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Vom Anderen Lernen
2. Tag: Vom Anderen lernenEinander. Zuhören.
Wir begannen wie am Tag zuvor mit einer Achtsamkeitsübung, die in eine Fantasiereise mündete: Wie wäre es, wenn wir mit den Ausstattungsgegenständen der Kirche ins Gespräch kämen? Was könnten wir sie fragen? Was würden sie von ihrem jahrhundertealtem Kirchenleben berichten können?
Wer mehr über unsere Reiseerfahrungen und unsere Arbeit mit der App #digiclass (https://digiclass-lab.de/) wissen möchte, kommt über die kleine Kachel zu weiteren Bildern und einer Auswahl unserer Fragen. Kommt mit auf unsere Reise durch den Kirchenraum. Ein Frage- und Antwortspiel, das man als imaginative Forschung bezeichnen könnte. Was würdet Ihr fragen? Hört gut zu, wenn Altar und Turm antworten!
2. Tag: Vom Anderen lernenMiteinander. Forschen.Dialogische Resonanzräume
2. Tag: Vom Anderen lernenMiteinander. Verstehen.
Bei aller Verschiedenheit zeigten sich in den Dingen, die uns wichtig sind, auch Muster. Wir begannen, uns spielerisch mit Formen, Farben und der Gestaltung neuer gemeinsamer Muster zu beschäftigen. Fast ein Ritual...
Verknüpfungen
3. Tag: VerknüpfungenMiteinander. Entwerfen.
Bildende Kunst, LandArt, das Wissen um Kulturerbe und Baukultur sowie der Ausdruckswille der Schüler:innen bildeten ein dialogisch angelegtes Wechselspiel, in dem mittels Formen und Farben, Zeichen und Symbole der 800 Jahre alten Dorfkirche als Kontinuitäten wahrgenommen und wertschätzend abgebildet werden konnten. Zugleich wurden neuen Formen und Inhalte hinzugefügt. Die Gedanken der Schüler:innen wurden so zu neuen Zeichen und Symbolen und in deren Wiederholung zu Mustern und Rhythmen.
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3. Tag: VerknüpfungenMiteinander. Arbeiten.
"Schön war es zu sehen, wie jede Schüler:in den eigenen Rhythmus für die Umsetzung der Skizzen auf die Fliesen fand. Es gab Schüler:innen, die am Ende eine einzige Fliese entwickelt hatten und andere, die einzeln oder in Gruppen bis zu 15 Fliesen bearbeitet hatten. Zum Ende des Tages gelangten wir beinahe in eine Art Fliesbandarbeit. Wenn es darum ging, dass noch fünf rote, drei blaue und eine grüne Fliese fehlten, gingen die Finger der Freiwilligen hoch und diese doch ein wenig monotone, aber für unser Gesamtwerk wichtige Arbeit wurde sofort erledigt."
Kulturerbe weitergeben
4. Tag: Kulturerbe weitergebenMiteinander. Aushandeln.
Inga Momsen schreibt:
"Nun ging es in die demokratische Abstimmung, wie das Gesamtwerk aussehen sollte. Welche Fliese passt neben welche? Welche Fliesen passen gar nicht zueinander? Können Muster, die aus mehreren Fliesen bestehen, auseinandergenommen werden, um an unterschiedlichen Stellen in der Installation ausgelegt zu werden? Ergeben unsere Fliesen ein Muster oder mehrere? Ein gar nicht so leichter Prozess, für den wir uns fast zwei Stunden Zeit ließen. Es wurde so lange umgelegt und diskutiert, bis wir mehrheitlich mit dem Ergebnis zufrieden waren."
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4. Tag: Kulturerbe weitergebenMiteinander. Lasten schultern.
In der dick verschneiten Winterlandschaft kamen unsere Werke als bunte Farbsprengsel wunderbar zur Geltung und begannen zu leuchten. Die fröhlichen Bilder stehen im Einklang mit unserer Botschaft "Miteinander. Lasten schultern."
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4. Tag: Kulturerbe weitergebenMiteinander. Zeichen setzen.
4. Tag: Kulturerbe weitergebenMiteinander. Gestalten.
Wahrnehmen, Zuhören, Verknüpfen und Weitergeben kann als Muster der 800jährigen Kirche weitergedacht werden. Die Auseinandersetzung mit dem Kulturellen Erbe wird zum Schlüssel für die Gestaltung unseres zukünftigen Miteinanders. So gehen die Erfahrungen der Schüler:innen in Form von Postkarten-Botschaften an das Dorf. Ein Auftakt für die Jubiläumsfeierlichkeiten der Kirchengemeinde im Jahr 2023.
Das Team
Tatort Kulturlandschaft: Kulturelle Bildung für Kulturerben
Tatort Kulturlandschaft: Kulturelle Bildung für Kulturerben
Ein Lernmodell
Ziel des Lernmodells „Tatort Kulturlandschaft“ ist es, Theorie und Praxis derart miteinander zu verknüpfen, dass es einerseits für „Unerfahrene“ leicht ist, sofort in die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten vor der Haustür einzusteigen und andererseits Komplexitätssteigerungen für „Fortgeschrittene“ unter Einbeziehung weiterer Perspektiven möglich zu machen. Zugleich sollen sich alle Teilnehmenden selbstwirksam als Rezipient:innen und Produzent:innen einbringen und wahrnehmen können, unabhängig von Alter, Herkunft und Vorwissen.
Das Team Barbara von Campe Kulturerbe- und Baukulturvermittlung, Konzeption und Projektmanagement
Das Team Barbara von Campe Kulturerbe- und Baukulturvermittlung, Konzeption und Projektmanagement
Barbara von Campe
Barbara von Campes Arbeiten in der historischen Bauforschung, Denkmalpflege und Baukulturellen Bildung haben ihr gezeigt, wie mächtig die richtigen Methoden sein können, um vergessene Geschichten und Erfahrungen wiederzubeleben und Gebäude als Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sprechen zu lassen. Diese Erfahrung inspirierte sie zur Entwicklung des Lernmodells "Tatort Kulturlandschaft". Mit diesem Modell können Schüler:innen den verborgenen, vor Ihren Füßen liegenden Erfahrungsschatz entdecken. Durch spielerische, experimentelle und kreative Methoden können sie dieses Wissen sinnvoll kontextualisieren und weiterentwickeln und erfahren dabei sinnstiftende "Aha!"-Momente. Gemeinsam, im Team mit Kulturvermittler:innen und Expert:innen, erleben sie die Freude der Entdeckung und entwickeln ihre Fähigkeiten als Forscher:in, Denker:in und Schöpfer:in in einer dynamischen, dialogischen Beziehung zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das Team Inga Momsen Land Art | Installationskunst
Das Team Inga Momsen Land Art | Installationskunst
Inga Momsen
Inga Momsen ist Bildende Künstlerin (Diplom Freie Kunst - Bildhauerei), Erziehungswissenschaftlerin (MA - Kulturelle Bildung an Schulen) und Kulturvermittlerin.
Ihr Steckenpferd ist der Raum. Es geht ihr um das Finden und Verstehen von Räumen und das Kommunizieren und Spielen mit ihnen und in ihnen. Sie möchte Menschen für den sie umgebenden Raum sensibilisieren.Es ist das temporäre und permanente Verändern eines Raumes unter Berücksichtigung seiner Möglichkeiten und gespeicherten Erzählungen, das sie fasziniert, als eine Arbeit mit dem Raum als mitbestimmendem „Partner“. (er)forschen und (er)finden, Raumgespräche, Installationskunst, Land Art, spielerische Dialoge
Das Team Tilman Köneke Fotografie
Das Team Tilman Köneke Fotografie
Tilman Köneke
Tilman Köneke ist freier Fotograf, Kulturwissenschaftler (M.A.) und Kulturvermittler in Schleswig-Holstein.
Neben der kommerziellen Arbeit im Bereich Werbung und People-Fotografie fotografiert er unter anderem für das Landestheater SH, Hempels (das Straßenmagazin) und arbeitet selber in unterschiedlichen Kultur- und Kunstprojekten.
Sein besonderes Interesse gilt dem Blick "hinter die Fassaden" - seien es Menschen oder Gebäude - und dem Erzählen von Geschichten mit der Kamera.
Das Team Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Flintbek
Das Team Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Flintbek
Pastorin Simone Sommer
Simone Sommer ist Pastorin in der Flintbeker Kirchengemeinde. Sie freut sich über das vielseitige Miteinander. In ihrem Feedback an die Schüler:innen lobt sie deren Neugierde & Ernsthaftigkeit und ist begeistert,
"...dass so viele Fragen gestellt wurden, dass Ihr Euch überall hin getraut habt und zugleich vorsichtig und liebevoll wart! Ihr habt das richtige Maß gefunden:
Ihr wart unglaublich gut im Gleichgewicht, in Eurer Beteiligung, in Eurer Ernsthaftigkeit und in Eurer Freude! Ihr habt mein Herz erwärmt! Kommt immer vorbei!"
Das Team Die Schule am Eiderwald in Flintbek
Das Team Die Schule am Eiderwald in Flintbek
Die Lehrkräfte Inga Piontkowski und Christian Rauter
Inga Piontkowski unterrichtet Mathematik und Religion. Christian Rauter ist Lehrer für Deutsch und Geschichte. Beide bilden das Klassenlehrer:innen-Team der interkulturell zusammengesetzten Klasse 6b, deren Schüler:innen neben deutsch insgesamt acht verschiedene Sprachen sprechen.
Während der Projektarbeit wurde je nach Bedarf deutsch, englisch, russisch oder ukrainisch gesprochen. Für Außenstehende faszinierend zu beobachten. Für die Lehrkräfte Teil ihrer täglichen Arbeit: Im Zentrum stehen Teilhabe und Miteinander.
Das Team Kulturerben | Culture Heirs e.V. Kultur erben: Gegenwart verstehen. Zukunft gestalten.
Das Team Kulturerben | Culture Heirs e.V. Kultur erben: Gegenwart verstehen. Zukunft gestalten.
Die Träger
KULTURERBEN | Culture Heirs e.V. wurde am 3. Mai 2018 anlässlich des Europäischen Kulturerbejahres 2018 von der seit 2011 tätigen Initiative „Schleswig-Holsteinische Kulturerben“ gegründet. Der interdisziplinär ausgerichtete Verein hat das Ziel, generationen- und grenzüberschreitend die Entwicklung von Geschichtsbewusstsein und narrativer Kompetenz in Projekten der angewandten Geschichte zu fördern und so zur Vermittlung von Kulturerbe und Baukultur im Rahmen Kultureller Bildung, Kulturtourismus und Stadtentwicklung beizutragen.
Zielgruppe sind interessierte Menschen jeden Alters, die Freude daran haben, das kulturelle Erbe zu bewahren und es zugleich zukunftsorientiert in eine zeitgemäße Sprache zu übersetzen. Der Verein sucht und fördert die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch mit anderen in- und ausländischen Institutionen.
Das Motto des Vereins lautet: Kultur erben: Gegenwart verstehen. Zukunft gestalten.
Das Programm "Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen"
Das Programm "Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen"
Das Team um das Programm Kirchturmdenken
„Kirchturmdenken“ wurde über das Programm „Kultur in ländlichen Räumen“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Die Mittel stammten aus dem Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung“ (BULE) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Trägerin des Programms und verantwortlich für die Umsetzung war die gemeinnützige Wider Sense TraFo gGmbH. Wider Sense TraFo begleitet dabei, gesellschaftlichen Wandel zu gestalten und wurde 2019 als gemeinnützige Tochtergesellschaft der Wider Sense GmbH gegründet. TraFo – das steht für Transformation, für gesellschaftliche Veränderung und Weiterentwicklung. Denn wie die Wider Sense GmbH will auch die Wider Sense TraFo gGmbH ihre Partner*innen-Stiftungen, Unternehmen und die öffentliche Hand – bei der Gestaltung sozialen Wandels begleiten und unterstützen. Ausdrücklich möchte Wider Sense TraFo einen engen Austausch zwischen kultureller Bildung und dem „Sharing Heritage“, dem Teilen kulturellen Erbes, fördern. Das Programm
„Kirchturmdenken“ unterstützte und vernetzte lokale Projekte zudem durch eine Serie von digitalen Workshops. Gemeinsam luden das Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft der Technischen Universität Dortmund und die Wider Sense Trafo gGmbH dazu ein, (ehemalige) Sakralräume, insbesondere in den ländlichen Räumen, als Orte der Kultur und als Kulturelles Erbe zu entdecken und zu reflektieren sowie Methoden und Formate partizipativer Kulturvermittlung kennenzulernen und zu diskutieren.